Der Widlachs und andere Fische.

Geangelt habe ich seit frühester Kindheit. Als ich dann aber im Jahr 1983 zum ersten mal meinen Urlaub in Norwegen verbrachte. Die Reiseroute erstreckte sich damals von Oslo bis zu den Lofoten, erfaste mich das absolute Angelfieber.Schließlich konnte ich ja auch in jeder Reiselektüre lesen, dass  in  Norwegen riesengroße Fische gefangen werden.

In jüngeren Jahren verbrachte ich einen großen Teil meiner freien Zeit, an Flüssen und Seeen um meinen jeweiligen Wohnort aber der wurde häufig gewechselt.

1960 Anglerglück an der Ruhr bei Blankenstein

Die Beute bestand dann aus Rotaugen, Döbel, Hecht.und Aal. Eine Schleie oder einen Karpfen zu erbeuten war etwas ganz besonderes. Auf der ersten Pirsch in Norwegen, sollte es aber ein Lachs sein. Ich hatte ja auch über die sogenannten besten Lachsflüsse genug gelesen. An einem dieser Flüsse, es war der „Målselv“, erwarb ich dann eine „Fiskekart“ für vierundzwanzig Stunden. Vor unserer Abreise in Deutschland hatte ich mir eine schwere Wurfrute mit entsprechend großen Löffelblinkern angeschaft, mit denen ich dann den riesigen Pool unter dem „Målselv-Vossen“ ein über das andere Mal befischte.

Målselv-Fossen

Es war schwerstarbeit, und am Ende konnte ich die Arme nicht mehr bewegen. Gefangen habe ich nichts, aber immer wieder, wenn ich aufhören wollte zu werfen, sprang vor meinen Augen ein großer Lachs in die Luft. Mein Angelfieber steigerte sich da durch ins unermäßliche.
In späteren Jahren versuchte ich noch zwei mal mein Glück in diesem Fluss, dann aber oberhalb des Wasserfalls.

Waltraud schwingt die Fliegenrute

Auch Waltraud hat in diesem Bereich ihr Glück mit der Fliegenrute versucht. Einen Lachs haben wir beide nicht gefangen, aber Waltraud fing ein paar schöne Eschen und Forellen.
Bei unserem ersten Besuch am Målselv lernten wir einen norwegischen Sportfischer kennen. Der hatte genau wie ich den ganzen Pool mit den verschiedensten Blinkern vom Rand aus befischt ohne etwas zu fangen. Anschließend kam er zu uns, und wir unterhielten uns mit Händen und Füßen und einem gekonnten Europäisch. Dieser neue Bekannte empfal uns, die Insel Senja zu besuchen, wo in einem Kiefernwald vor dem Ånderdal Nationalpark sehr schöne Standplätze zu finden sind.

Annen Vossen am Ånderelva

Durch den Nationalpark verläuft ein Lachs führendes Wildwasser (der Ånderelva) an dem wir sicherlich gleichgesinnte norwegische Sportfischer antreffen sollten.

Am Ånderdal-Standplatz

Am nächsten Tag standen wir mit unserem Motor-Caravan auf einer größeren Lichtung zwischen sechshundert Jahre alten Kiefern und jungen Birken. Durch die locker stehenden Birken konnten wir die Flußmündung und  den Solberg-Fjort einsehen.

Stellplatz im Ånderdal

An zwei Stellen in diesem Waldstück standen je zwei saubere Plumpsklosets, welche einfach über ein entsprechend großes Erdloch gebaut waren.  Die Mitglieder vom Jagt und Angelsportverein (Jakt og Fiske/Tranøy boten) kümmern sich um die Pflege der Plumpsklos. Der Verein hat in dem ca. acht km. langen Wildwasserfluß (Ånderelva) und dem Åndervatn aus dem der Fluß entspringt die Fischrechte.

Trinkwasserleitung-Morgendusche-Lachsfluß

Als Badezimmer und Trinkwasseranschluß diente uns der Ånderelva. Dadurch war die morgentliche Körperpflege und die Trinkwasserversorgung gleich mit dem Morgensport verbunden.

Fisker-Møte

Wir befanden uns am Eingang, oder am Rand einer Wildnis in absolut freier Natur, hatten aber alles was wir für einen längeren Aufenthalt zum Leben brauchten. Dieses ganze Gebiet ist für Jedermann frei zugänglich und in keinster Weise bewirtschaftet.

Likely Fiskekamerat

Beim ersten ablaufen des Flußufers traf ich an einem Kulp mehrere Sportfischer, die auch alle mindestens einen Lachs gefangen hatten. Mit ein paar Worten die ich vorher auf norwegisch einstudiert hatte, fragte ich ob ich da auch angeln darf, und was ich dafür tun muß. Alle waren sehr freundlich. Meine Fragen wurden aber nur auf norwegisch beantwortet. Am Ende verstand ich, dass ich am besten in ihren Verein eintreten sollte, was ich am liebsten auch gleich getan hätte. Allerdings zog ich dann vor mich erst einmal in der Gegend umzusehen.

Ganz frisch für den Tisch

Auf unserem Caravan hatte ich auch ein kleines Boot  mit einem 6 PS Aussenborder dabei, den ich jetzt das erste mal am Solberg-Fjord ins Wasser setzte. Es war sicher ein glücklicher Zufall, aber nicht weit vom Ufer kam ich an eine Steilkante mit entsprechend starker Strömung, in der ich einen Fisch nach dem anderen an den Haken bekam. Am Ende bestand die Auswahl aus Dorsch, Seelachs und Schellfisch.

Delikatesse für drei Tage

Von diesem Tag an kam täglich frischer Fisch auf den Mittagstisch.
Meine Sehnsucht bestand zwar aus dem Gedanken,  abgelegen von jeder menschlichen Kultur durch die unberührte Wildnis zu streifen, und dabei im klaren Wasser dem Wildlachs zu begegnen. Den Fisch für den Mittagstisch erbeutete ich aber in der Regel vom Boot aus auf dem Fjord. Auf der Insel Senja hatten wir unser kleines Paradies gefunden. Ein Paradies welches noch nicht vom Tourismus entdeckt war.
Im Jahr darauf fuhren wir wieder auf die Insel Senja, wo uns die einheimischen Sportfischer wie alte Freunde begrüßten. Nach dem ich dann in dem Verein (Jakt og Fiske-Tranøy boten) als Mittglied beitrat wurden wir auf der ganzen Insel  herzlich aufgenommen.

Im Juni 2004, ich war wieder allein auf dem Weg in den Norden, verbrachte ich fünf Tage am Jokfall vom Kalixelv. In diesen Tagen hatte ich ein paar Mal einen großen Lachs am Haken, konnte aber keinen davon landen. Auf dem Heimweg, im gleichen Jahr, Waltraud hatte mich ja im Juli in Norwegens-Wildnis wieder eingefangen, fuhren wir noch einmal zum Jokfall. Einmal musste es doch auch mir gelingen, so einen Fisch aus dem Wasser zu bekommen.

Diesmal sollte es sein. Und es war wie ein verspätetes Geburtstags-geschenk. Am 8. August, am späten Nachmittag, kein anderer Sportfischer hatte an dem Tag einen Lachs entdeckt, hatte ich Glück.

Mein Traumfisch war in meinem Kescher. Ich war naß geschwitzt, denn es dauerte fünfzehn lange Minuten, bis ich den sechs Kilogramm schweren Lachs durch die starke Strömung am Rand hatte. Zum guten Schluß brach ich mir beim Anlanden noch meine Rutenspitze ab. Aber ich war nur glücklich.

Ein Gedanke zu „Der Widlachs und andere Fische.

  1. Hallo Harry,
    endlich war ich mal wieder auf Deiner Homepage. sehr beeindruckend, schöne Naturbilder und Fische. Die Fotos mit den Lichtspielen am Himmel sind optisch schön und unvorstellbar, jedoch so finde ich, sind sie beängstigend. Viele Grüße und alles Gute Wolfgang Mischor

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